Die Stadt Wiener Neustadt war immer von ihrem riesigen Grundwasserreichtum gekennzeichnet. Die Gründerväter setzten sie in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts an den Rand des vor einigen hunderttausend Jahren entstandenen Schotterkegels, und zwar dorthin, wo das Grundwasser durch zahlreiche Quellflüsse zutage trat. Diese beneidenswerte Lage war wahrscheinlich einer der Gründe für die Passivität der verwöhnten Wiener Neustädter in der Wasserfrage.
Anfang des 20. Jahrhunderts zählten die Bewohner Wiener Neustadts zu den Wenigen, die ihr Trink- und Haushaltswasser noch immer aus den jahrhundertealten Hausbrunnen holten. Das war kein Renommee für die Stadt! Seitdem ist viel Zeit vergangen und viel Trinkwasser aus den Leitungen der Wiener Neustädter Wasserwerke geflossen! Es wurde viel geleistet, um eine mustergültige Infrastruktur - dem Wasserreichtum gerecht - aufzubauen. Schwere Rückschläge musste man im 2. Weltkrieg hinnehmen, als die Stadt mitsamt Wasserturm und Wassernetz in Schutt und Asche zu versinken begann. Aber sehr rasch wurden auch schon die organisatorischen Voraussetzungen für das künftige Funktionieren des städtischen Unternehmens getroffen.
Im April 1951 konnte der Hochbehälter im Wasserturm erstmals wieder in Betrieb genommen werden. Nach der kurz darauf eingetretenen Normalisierung des Betriebes ging die Entwicklung der Wasserwerke weiter. Einen zweiten Rückschlag erlitten die Wasserwerke in den 80er Jahren infolge der Verunreinigung des Grundwassers in Teilen der Mitterndorfer Senke durch chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) von dem das Wasserwerk Ost betroffen war. Es wurde sehr rasch reagiert und unter hohen Investitionskosten eine so genannte Aktivkohlefilteranlage errichtet. Diese ermöglichte es, die CKW aus dem Trinkwasser heraus zu filtern. Da heute die Werte im Zustrom bereits unter den Trinkwasserschwellenwerten liegen, ist diese Anlage nicht mehr notwendig. Sie wird aber weiterhin in Betrieb gehalten und dient nun als Vorsorge für die Wasserwerke.
Im Jänner 2006 will man die Räumung der letzten Grube abgeschlossen haben. Allerdings werden auch heute noch Altlasten und deren notwendige Räumung ständig mit der Trinkwasserversorgung von Wiener Neustadt in Zusammenhang gebracht, obwohl sich fast alle grundwasserstromabwärts befinden. Nach nicht weniger als über 1.200 Untersuchungen in einem Zeitraum von drei Jahren kann nur mehr Positives berichten werden. Keine Überraschung, dass für Wasserwerksleiter Becker Manfred die wichtigste Aufgabe der Wasserwerke seiner Stadt, in Zukunft in der Mitwirkung bei der Gewässerreinhaltung liegt. Was die Quantität und die Qualität der Wasserversorgung angeht, fühlt er sich für die Zukunft bestens gewappnet und für Krisensituation ist die Unternehmenskultur vorbereitet.
Versorgte Bewohner: |
ca. 50.000 |
Hausanschlüsse: |
ca. 9.300 |
Versorgungsfläche: |
61 km² |
Anzahl Brunnen: |
13 |
Durchschnittlicher Tagesverbrauch: |
11.000 m³ |
Durchschnittlicher Tagesverbrauch/Person: |
130 Liter |
Gesamtförderung/Jahr: |
4 Mio m³ |
Maximale Tagesförderung: |
30.000 m³ |
Minimale Tagesförderung: |
8.000 m³ |
Anzahl Wasserbehälter: |
2 |
Gesamtvorratsvolumen: |
5.700 m³ |
Drucksteigerungsanlagen: |
2 |
Versorgungsdruck: |
ca. 4 bar |
Länge der Transport- und Versorgungsleitungen: |
230 km |
Hydranten: |
580 Stück |
Wasserhärte: |
14 - 25 °dH (deutscher Härtegrad) |