Wasser Glossar
Verästelungsnetz
Das Verästelungsnetz ist ein Rohrnetz, bei dem von den Transportleitungen bzw. übergeordneten Versorgungsleitungen ähnlich den Blattadern immer kleiner werdende Rohrdimensionen abzweigen. Es eignet sich daher nur in langgestreckten Ortschaften (Straßendörfern). Jeder Punkt des Rohrnetzes kann nur von einer Seite mit Wasser angespeist werden. Bei einem Rohrbruch ist die Wasserversorgung in jenem Teil des Netzes, der nach der Gebrechensstelle liegt, unterbrochen. Im Verästelungsnetz treten entsprechend den Verbrauchsschwankungen höhere Druckschwankungen auf. Es besteht hier auch die Gefahr, dass Wasser bei längerem Fließstillstand in der Rohrleitung nachteilig beeinflusst werden kann. Regelmäßige Spülungen von Endleitungen sind notwendig. Der Investitionskostenaufwand ist geringer, da man mit abnehmendem Durchfluss die Nennweite der Rohre verringern kann und weniger Schieber erforderlich sind.
Verbrauchsanlagen
Verbrauchsanlagen sind Einrichtungen auf einer Liegenschaft nach einer Übergabestelle, die der Zuleitung, Verteilung und Verwendung von Trinkwasser dienen, einschließlich aller angeschlossenen Geräte.
Verbrauchsschwankungen
Da die Wasserförderung aus Quellen oder Grundwasser einerseits jahreszeitlich unterschiedlich ist und nur in den seltensten Fällen die Verbrauchsspitze abdecken kann, muss ein Ausgleich zwischen Wasserzufluss und Wasserverbrauch erfolgen. Dieser Ausgleich wird durch Speicher (Trinkwasserbehälter) erreicht. Gerade bei Verwendung von Pumpanlagen zur Wassergewinnung ist es aus wirtschaftlichen Überlegungen oft sinnvoll, nur zu gewissen Zeiten die Pumpanlagen zu betreiben. In der restlichen Zeit muss der Wasserverbrauch über den Speicher erfolgen. Für die Dimensionierung eines Wasserbehälters ist es daher erforderlich, die Ganglinie des Tagesverbrauches des vom Behälter zu versorgenden Gebietes zu kennen.
Verdampfung
Das Prinzip der Verdampfung (Destillation) im Entsalzungsverfahren beruht darauf, dass Meerwasser verdampft, der entstehende Frischwasserdampf aufgefangen und das Konzentrat abgeführt wird. Bei dem Mehrstufen-Verdampfungs-Verfahren (MSF - multistage flash evaporation) wird das Rohwasser auf bis zu 40 Stufen bis zur Verdampfung erhitzt und dann im Kondensator verflüssigt. Bei Erhitzen auf über 100°C bei Überdruck werden Krankheitserreger abgetötet, so dass keine weitere Desinfektion nötig ist. Bei dem Multi-Effekt-Destillation -Verfahren (MED - multiple effect distillation) wird das Rohwasser - bei Temperaturen von 63 - 80°C - wiederholt über Wärmetauscherröhren versprüht und unter Rückführung der Kondensationswärme verdampft, bis alle flüchtigen Substanzen entwichen sind. Mit diesen Verfahren lässt sich nahezu salzfreies, steriles Wasser erzeugen. Verdampfungsanlagen sind technisch ausgereift, arbeiten oft nahezu wartungsfrei, sind günstig in der Erhaltung und eignen sich sehr gut für den Einsatz in Entwicklungsländern. Beide thermischen Destillationsverfahren sind allerdings äußerst energieintensiv. Neben kleinen Haushaltsanlagen gibt es Großanlagen, die täglich bis zu 500.000 m³ entsalztes Wasser produzieren.
Verdunstung
Ein Teil des Niederschlages kehrt unmittelbar in die Lufthülle zurück (kleiner Kreislauf). Ist die auf der Erdoberfläche ruhende Luftschicht nicht wasserdampfgesättigt, so findet bei Berührung mit Wasser (unabhängig vom Aggregatzustand, das ist Eis, Wasser oder Wasserdampf) ein unmittelbares Abgeben von Wasserteilchen in die Atmosphäre statt und dieser Vorgang wird als Verdunstung bezeichnet. Man unterscheidet zwischen Pflanzenverdunstung (produktive Verdunstung) und Bodenverdunstung (unproduktive Verdunstung), die unmittelbar vom Boden und über Wasserflächen, ohne die Pflanzen als Zwischenträger zu benutzen, erfolgt. Die Verdunstung nimmt mit steigender Temperatur und abnehmendem Luftdruck zu. Die Jahreszeit hat daher auf die Verdunstung einen starken Einfluss.
Versickerung
Unter Versickerung (Infiltration) versteht man das flächenhafte Eindringen von oberirdischem Wasser in den Untergrund. Die Geschwindigkeit des Versickerns hängt von der Durchlässigkeit des Bodens (z.B. Sand oder Kies) ab. Die anfallenden Wassermengen sind von der Intensität der Regenfälle und der Schneeschmelze abhängig und daher großen jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen. Die Versickerung ist sowohl von den klimatischen Bedingungen, von der Vegetation als auch von der Beschaffenheit und dem Schichtenaufbau des Untergrundes abhängig. Stark durchlässige Schichten nehmen fast das gesamte Niederschlagswasser auf, vor allem dann, wenn die Geländeneigung sehr gering ist. Waldböden sind meistens durchlässiger als Weide-, Wiesen- und Ackerböden.
Versinkung
Räumlich eng begrenztes rasches Eindringen von oberirdischem Wasser in den Untergrund (Spalten, Klüfte) wird als Versinkung bezeichnet.
Versorgungsleitungen
Versorgungsleitungen sollen Wasser in ausreichender Menge zu den Anschlussstellen der Anschlussleitungen bringen. Die Leitungen sollen nach Möglichkeit im öffentlichem Gut verlegt sein. Die Fließgeschwindigkeit soll 2,0 m/s nicht überschreiten.
Viren
Viren sind kleinste, sehr verschiedenartige Teilchen, die keine Zellstruktur besitzen, gesunde Zellen befallen, diese schädigen und abtöten. Wie aus statistischen Untersuchungen geschlossen wird, sind in nicht unbeträchtlichem Ausmaß manche Virusepidemien auf verunreinigtes Trinkwasser zurückzuführen. Das bekannteste Virus, das über den Verdauungstrakt ausgeschieden wird, ist das Hepatitis-Virus, Erreger der infektiösen Gelbsucht.
Virtuelles Wasser
"Virtuelles Wasser" ist ein Begriff, den der englische Geograf Tony Allan um 1995 prägte und bezeichnet welche Menge Wasser in einem Produkt enthalten ist oder zur Erzeugung dieses Produkts aufgewendet wird. Virtuelles Wasser soll nach einer umfassenden Bilanz die tatsächlich verbrauchte Menge pro Produkt aufzeigen und folgerichtig den versteckten Verbrauch des Wassers im Alltag. Virtuell ist also nur die Rechnung - das Wasser wird tatsächlich verbraucht und das meist in Ländern mit knappen Ressourcen. Nahezu jedes Produkt enthält virtuelles Wasser. Bei der Erzeugung von Rindfleisch beispielsweise fällt nicht nur Trinkwasser für die Fütterung der Tiere an, sondern auch die Bewässerung von Futterpflanzen. Ein durchschnittlicher Bürger der USA braucht z. B. etwa 2.000 Liter täglich für seinen Rindfleischkonsum. Generell verschlingt die Nahrungsmittelproduktion immense Mengen an Süßwasser für die Bewässerung der Landwirtschaft. 65 bis 70 Prozent des globalen Süßwasserverbrauchs werden der Landwirtschaft zurückgeführt .Mit der Bilanzierung virtuellen Wassers beschäftigt sich vor allem das Institute for Water Education der UNESCO, das unter anderem die Verbrauchsmengen virtuellen Wassers veröffentlicht. Bei der Herstellung eines Megabyte-Computerchip werden ca. 32 Liter Wasser verbraucht, bei der Herstellung eines Autos bis zu 400.000 Liter, 1.000 bis 2.000 Liter für 1. Kilo Getreide. Länder, die den Stellenwert des „virtuellen" Wassers verkennen, riskieren ihre eigenen Ressourcen nicht genügend zu schätzen und innovativ zu brauchen. Die Aufgabe Allans Modell breit zu kommunizieren haben sich mittlerweile zahlreiche Umweltorganisationen auf die Fahne geschrieben.